250 Jahre Goßner. Uwe Wiemann, Tobias Treseler, Dr. Andreas Lange und Cornelia Wentz (von links) feiern den 250. Geburtstag des Missionsgründers Goßner in St. Nicolai (von links).

Happy Birthday, Father Goßner

250 Jahre Johannes Evangelista Goßner

Kreis Lippe/Lemgo. Der Lippische Freundeskreis der Gossner Mission (Berlin) hat zum 250.Geburtstag des Missionsgründers Johannes Evangelista Goßner in St. Nicolai zur Feierstunde eingeladen. Unter der liturgischen Leitung von Superintendent Dr. Andreas Lange gaben Uwe Wiemann, Tobias Treseler und Cornelia Wentz Impulse zum Wirken Goßners, das auch in Lippe Spuren hinterlassen hat.

Johannes Evangelista Goßner (1773-1858), der Gründer der Gossner Mission, wurde am 14. Dezember 1773 in Schwaben als Sohn frommer Katholiken geboren und 1796 zum Priester geweiht. Mit 52 Jahren konvertierte er zum lutherischen Glauben und wurde evangelischer Pastor. Er gilt als Vordenker einer ganzheitlichen Mission in Wort und Tat mit „Herz und Hand“.

Im 19. Jahrhundert erlebte er das Elend der Menschen und wurde zum Mitbegründer der diakonischen Arbeit in Berlin. Er gründete Kindergärten, wirkte als Gefängnispfarrer und besuchte Kranke in verwahrlosten Wohnungen. Aus Krankenpflegevereinen gründete er das Elisabethkrankenhaus als erstes evangelisches Krankenhaus Berlins. Am 12. Dezember 1836 kamen sechs junge Handwerker zu ihm und bewarben sich um eine Missionarsausbildung. Dies gilt als Gründungsdatum der Gossner Mission. Goßner bildete sie in Abendkursen aus und entsandte sie ein Jahr später nach Australien. Insgesamt entsandte er 141 Missionar-Handwerker, darunter 61 nach Indien, und 60 Missionsschwestern in alle Kontinente. Sie predigten das Evangelium, sorgten sich um soziale Belange und verdienten ihren Lebensunterhalt. Bis zum Lebensende am 30. März 1858 leitete Goßner das Krankenhaus und die Mission.

Uwe Wiemann, Vorsitzender des Lippischen Freundeskreises der Gossner Mission, charakterisierte Goßners Leben in Zeiten des Umbruchs. Die traditionelle Ständegesellschaft brach zu Beginn der Industrialisierung zusammen. Er ließ sich nie durch konfessionelle Grenzen einengen. Mit einem großen Herz für Arme gründete er Wohltätigkeitsvereine, „Kinderbewahranstalten“ und das Elisabethkrankenhaus, weil Gottesliebe und Menschenliebe unter dem Motto „Mit Herz und Hand“ für ihn unzertrennlich zusammengehörten, so Wiemann.  

Tobias Tresler, ehemaliger Direktor der Gossner Mission, berichtete, dass der Missionsgründer auch intensive Kontakte nach Lippe pflegte. Der Lemgoer Pfarrer Ferdinand Clemen (1805-1847) war ein Freund Goßners und predigte so aufwühlend, dass die Kirche in St. Marien stets überfüllt war. Nach Goßners Vorbild gründete Clemen eine „Kinderbewahranstalt” sowie einen „Enthaltsamkeits- und Jünglingsverein“ in Lemgo.  Goßner unterhielt mit dem Landwirt Baade in Waddenhausen rege Korrespondenz, aus der hervorgeht, dass er 1847 die Bäuerin und Handwerkerin „Louise Bergemann aus dem Lippischen“  als Missionarin  nach Indien entsandte, wo sie Ehefrau eines Missionars wurde und kurz später starb. Sein Glauben sprengte gesellschaftliche Grenzen. Goßner war Pionier, Handwerker zu Missionaren auszubilden. Er war davon überzeugt, dass jeder, der aufrichtig glaubt, das Evangelium mit „Herz und Hand“ weitergeben kann. Dieser ganzheitliche Ansatz sei bis heute in der diakonischen Ausbildung der Gossner Kirche in Indien spürbar, wo neben der theologischen Ausbildung auch Themen der landwirtschaftlichen Praxis auf dem Lehrplan stehen, so Treseler. Die Frage nach sozialer Gerechtigkeit spielte für Goßner eine große Rolle. Seine Vision ermutige Kirche noch heute, neue Wege zu beschreiten, um Gottes Liebe zu teilen und Gemeinschaft zu stärken. 

Pfarrerin Cornelia Wentz aus Bergkirchen zeigte, dass die Aufgaben der Gossner Mission gewachsen sind, die sich neben Indien auch in Nepal, Sambia und Uganda engagiert. Die Kirchengemeinde Bergkirchen hat eine Partnerschaft mit einer kleinen christlichen Gemeinde in Kathmandu. Die Gossner Mission betreibt ein kleines Bergkrankenhaus in Nepal (Chaurjahari), in der die deutsche Ärztin Elke Mascher tätig war. „Man wird demütig, wenn man sieht, wie einfach die Ausstattung des kleinen Krankenhauses ist und mit welcher Leidenschaft das medizinische Team dort arbeitet“, berichtete Wentz. Das Leben in Nepal sei hart und die Menschen seien Naturgewalten wie Erdbeben schutzlos ausgeliefert. Das Bergkrankenhaus wurde zum Ersthilfe-Zentrum, als im Oktober die Erde bebte. Das Krankenhausteam arbeitete rund um die Uhr, um Verletzte zu versorgen und Nothilfe in entlegene Bergdörfer am Fuße des Himalayas zu bringen. Die Menschen seien es gewohnt mit riesigen Bergen und Bergen voller Probleme zu leben, die sie mit großer Ausdauer angehen. „Davon können wir viel lernen.“

Spendenkonto der Gossner Mission: DE 35 5206 0410 0003 9014 91

 

 

27.12.2023