Archiv 2005 - 2001

25.09.2002

Verhältnis der Kirche zu Israel bleibt Prüfstein

Pressemitteilung: Verhältnis der Kirche zu Israel bleibt Prüfstein. Reformierte Polen-Litauen-Lippe-Konsultation in Detmold

- -
   
Gespräch unter Partnern: Der polnische Pfarrer Roman Lipinski und Dr. Gesine von Kloeden, Ökumenepfarrerin der Lippischen Landeskirche.

Die polnische reformierte Kirche war vertreten durch Bischof Zdzislaw Tranda und seinen designierten Nachfolger Marek Izdebski, der im Oktober 2002 sein Amt antreten wird, und weitere Mitglieder der Kirchenleitung. Aus Litauen nahmen die Pfarrer Kestutis Daugirdas, Rimas Mikalauskas und Tomas Sernas an dem Treffen teil. Für die gastgebende Lippische Landeskirche waren Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier und der Vorsitzende der Synode Martin Böttcher dabei, die Landeskirchenratsmitglieder Ingrid Machentanz und Ute Windmann sowie Ökumenepfarrerin Dr. Gesine von Kloeden, der Polenbeauftragte Pfarrer Miroslav Danys und die Pfarrerinnen Claudia Ostarek und Karin Möller.
Die Beziehung zu Israel sei wesentlich und daher unentbehrlich für das Selbstverständnis der Kirche, heißt es in dem abschließenden Kommuniqué. Die theologischen Denkmodelle, die das Verhältnis zu Israel zu beschreiben helfen, seien noch unzureichend und müssten im Dialog mit dem Judentum weiter ausgearbeitet werden. „Für die christliche Theologie bleibt es eine Herausforderung, das Verhältnis des jüdischen Glaubens zur Trinitätslehre zu bestimmen“, heißt es in dem Text. Zwischen „Israel” als Volk Gottes und „Israel” als politischem Staat sei zu unterscheiden.
Die Kirchen verpflichten sich, innerhalb der kommenden zwei Jahre nach praktischen Möglichkeiten der Umsetzung dieser Leitlinien in ihrer jeweiligen Situation zu suchen.
Pfarrer Daugirdas beleuchtete die Geschichte und Gegenwart der Juden in seiner Heimat Litauen, die erst seit wenigen Jahren erforscht wird. Hier ging es um folgende Frage: Hätten sich die litauischen Christen gegen die deutsche Besatzungsmacht während des Nationalsozialismus wehren und für die Rettung der Juden einsetzen können? Ein organisierter Widerstand war kaum möglich, wohl aber gab es einzelne Rettungsaktionen durch katholische und evangelische Geistliche.
Ein latenter bis offener Antisemitismus ist auch heute in Deutschland, Polen und Litauen vorhanden. Pfarrer Tomas Sernas wurde jüngst durch die Sugihara-Stiftung mit dem Preis des „Man of Tolerance 2002“ ausgezeichnet, weil er als Einziger öffentlich gegen antisemitische Äußerungen eines litauischen Politikers eintrat.
Beim Erfahrungsaustausch nahmen die Kirchen gegenseitig Anteil an Herausforderungen, vor denen sie jeweils stehen: In Polen ist dies der bevorstehende Bischofswechsel und die schwierige finanzielle Situation. In Litauen hat sich die 2001 gewählte Synode etabliert und kann sich nun auf die Gemeindearbeit konzentrieren, besonders auf die Jugend-, Familien- und Bildungsarbeit. In Lippe befindet sich die Kirche in einem Leitbildprozess, in dem auch die neuen Aufgaben einer veränderten ökumenischen Situation aufgenommen werden müssen.

  • Twitter
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Windows Live