Archiv 2005 - 2001

05.10.2005

In ungewohnter Gestalt

Pressemitteilung: Michaelistag in Horn

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„Diakon“ Steffen Riesenberg (links) trug biblische Engelsgeschichten vor, während Pfarrer Maik Fleck im ungewohnten gelben Talar den Gottesdienst feierte.

Pfarrer Maik Fleck ließ altkirchliche und griechisch-orthodoxe Elemente in die Liturgie einfließen. In seiner Bitte an die Gottesdienstbesucher, sich sowohl auf das Fremde (Weihrauch, gelber Talar) wie auf das Gewohnte (Lieder, Abendmahl) einzulassen, erklärte Pfarrer Fleck: „Manchmal ist es gut, das hervorzuholen, was im Laufe der Zeit verdrängt zu sein scheint – nicht zuletzt deshalb, um das sonntäglich Nüchterne neu wertzuschätzen.“
Bereits der Gottesdiensttag (Donnerstag, 29. September) war ungewöhnlich. Im altkirchlichen Kalender ist dieser Tag dem Erzengel Michael gewidmet. Die Michaelis-Tradition lebt in Volksfesten fort. Aus dem evangelischen Kalender ist sie jedoch verschwunden, ebenso wie Engel im protestantischen Glauben eher als kitschige Himmelsbabys denn als Gottesboten gelten. Pfarrer Fleck: „Was von Engeln bleibt, ist ihr Wort, weil es Gottes Wort ist. Die Bibel ist voll von Geschichten mit Gottesboten, die die ermutigende Botschaft von Gottes Wirken verkünden. Eine rationale Zeit neigt dazu, ihre Wirklichkeit zu verdrängen.“
Zwei biblische Geschichten, in denen es um Engel als Botschafter geht, wurden im Gottesdienst vorgelesen: Die eine handelte vom Besuch der drei Männer bei Abraham, die ihm sowie seiner Frau Sara Isaaks Geburt prophezeien. Der Erzengel Michael gilt als einer dieser drei Besucher. Die andere Geschichte stammte aus dem Lukas-Evangelium, als der Engel Gabriel Maria die Geburt Jesu ankündigt. Gelesen wurden diese Geschichten von einem „Diakon“ (Diener), dessen Aufgabe in Horn der Theologiestudent Steffen Riesenberg übernommen hatte. Pfarrer Maik Fleck: „Im Gottesdienst spielen Diakone oft die Rolle der Engel: Sie bringen als Vorleser Gottes Wort unter die Leute. Diakone sind aus dem evangelischen Gottesdienst zugunsten des Predigers fast ganz verschwunden.“
Der Gottesdienst in der Hornschen Kirche folgte der altkirchlichen „Jakobusliturgie“. Jakobus gilt als erster Bischof von Jerusalem, ermordet im Jahr 66. Viele Fürbitten und Gebete sowie eine relativ kurze Predigt kennzeichnen diese Gottesdienstordnung. Ein weiteres in Horn benutztes und aus der griechisch-orthodoxen Kirche entlehntes Gestaltungselement war eine Ikonenwand, die den Abendmahltisch vom Kirchsaal trennte. Als Ikonen dienten knapp 50 Bibeln, die die Gottesdienstbesucher mitgebracht hatten. Pfarrer Maik Fleck: „In unseren Kirchen gibt es normalerweise keine Trennwand. Gott hat kein Geheimnis, lautet die Botschaft. Dennoch: Gott ist Geheimnis. Er zeigt sich uns in Jesus Christus und spricht zu uns durch sein Wort. Die aus Bibeln gebildete Trennwand lässt Begegnung zu.“
Weihrauch und Tänze, gezeigt von Heidrun Hüttig und Heinz-Walter Benseler, waren weitere ungewöhnliche Elemente dieses ungewöhnlichen Gottesdienstes. Die Tänze besaßen Symbolkraft. Den Gottesdienstbeginn und dessen Ende markierten zwei Foxtrotts nach dem Motto „heraus aus dem alten Trott und wieder hinein in den Alltag“. Ein Walzer versinnbildlichte die Liebe der Menschen untereinander und ein Tango die grenzenlose Liebe Jesu zu den Menschen.

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