Archiv 2005 - 2001

31.01.2005

Kerzen als Zeichen der Erinnerung

Pressemitteilung: Kerzen als Zeichen der Erinnerung Gedenkgottesdienst für die Opfer des Nationalsozialismus

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Gottesdienstbesucher entzündeten in der Kirche in Lemgo-Voßheide Kerzen für Opfer des Nationalsozialismus.

„Um Gerechtigkeit soll es heute gehen, um das Evangelium und um die Scham….“ Kirchenrat Andreas-Christian Tübler hielt die Predigt in diesem besonderen Gottesdienst. Mit der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 sei jedem die „systematische Vernichtung von Juden, politisch Andersdenkenden und Homosexuellen“ offensichtlich geworden. Danach habe keiner mehr sagen können, er habe nichts gewusst. Der 27. Januar sei „ein Gedenk- und Besinnungstag, um Gelegenheit zu geben, innezuhalten, zurückzublicken, und dann zu denken. Erinnern tut zwar weh. Aber es tut gut“, stellt Tübler fest. „Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes…“ Der Römerbrief des Apostels Paulus spreche nicht nur von der Gerechtigkeit und Kraft Gottes, sondern mache auch deutlich, dass Scham die ethischen und moralischen Handlungen an das Gewissen als Christ binde. „Wir beugen uns mit Scham zu denen, die unter diesem Regime zu leiden hatten, die Juden zuerst, dann aber auch die anderen, die wir an solchem Tag nicht vergessen dürfen.“ Beschämt mache aber auch, wie in den Kirchen im Nationalsozialismus „weitergepredigt, -gebetet und -gefeiert“ wurde. Viele hätten mitgemacht. Dietrich Bonhoeffer sei eines der wenigen Gegenbeispiele gewesen. Sein Satz: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen“ gelte auch heute unverändert. Der christlich-jüdische Dialog stehe daher im Mittelpunkt der Aktivitäten der Evangelischen Kirche in Deutschland. Man müsse den Dialogpartner Israel schützen, ihn vor Verleumdungen und Angriffen bewahren, aber auch anerkennen, „dass die Palästinenser in einem eigenen Staat leben möchten.“ Die Predigt war eingebunden in einen Gottesdienst, der viel „Raum für Erinnerung ließ“, wie eine Gottesdienstbesucherin meinte. Mitglieder aus lippischen Kirchengemeinden entzündeten Kerzen für Opfer des Nationalsozialismus: für Felix Fechenbach, für Julia Hirschfeld und Max Sondermann aus Horn, für das Euthanasieopfer Luise aus Knetterheide. Anne- Kristin und Christian Franke begleiteten den Gottesdienst musikalisch mit Querflöte und Klavier.

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