Archiv 2005 - 2001

03.04.2004

Von der Bedeutung des Glaubens für Erfahrung und Wissen

Pressemitteilung: Huber auf der Pfarrkonferenz der Lippischen Landeskirche

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Vor den Pastorinnen und Pastoren der Lippischen Landeskirche sprach der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber (am Rednerpult), über Christentum, Bildung und Kultur. Eingeladen hatte ihn Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier (links), der ebenfalls dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland angehört.

Spannungen und Konflikte, etwa zwischen Natur und Kultur, zwischen Recht und Barmherzigkeit – solche und andere Themen, „die wir ohne religiöse Erkenntnis verdrängen“, könnten und müssten zur Sprache kommen. Der Glaube sei nicht nur eine Deutung von Erfahrungen mit der Wirklichkeit, sondern eine Erfahrung eigener Art. Diese, so Huber, sei immer auf eine kulturelle Ausdrucksform angewiesen: Das Christentum vermittle sich immer kulturell.
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz beschrieb vor diesem Hintergrund ein Bildungsverständnis, das am christlichen Menschenbild orientiert ist und demnach jeden Menschen als Geschöpf und Ebenbild Gottes ansieht. Zur Bildung gehöre nicht nur Verfügungswissen, sondern auch Orientierungswissen. Gleiches Gewicht wie das Rüstzeug für die Informationsgesellschaft müssten demnach auch solche Bildungsinhalte haben, die zu ethisch verantwortlichem Handeln befähigen. Huber: „In einer Schule, die dieser Vorstellung gerecht würde, wäre Ethik so wichtig wie Englisch, Religion so wichtig wie Mathematik, Geschichte so wichtig wie Informatik.“ Deshalb plädierte der EKD-Ratsvorsitzende für eine Bildungsoffensive, „die auf die Bedeutung derjenigen Bildungsfaktoren achtet, die sich nicht rechnen.“
Das „kulturelle Gedächtnis“ einer Gesellschaft ist nach seiner Überzeugung dafür unverzichtbar. Es drohe verloren zu gehen. In der Informationsgesellschaft richte sich die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt. Um so wichtiger sei es, sich auf einen Kernbestand oder „Kanon“ verbindlicher Werte und Orientierungen zu verständigen und ihn immer wieder fortzuschreiben. Die gegenwärtige Diskussion über Manieren und schulischen Benimm-Unterricht zeige, dass die Einigung auf Verbindlichkeiten schwieriger geworden sei als früher.

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