Archiv 2005 - 2001

19.01.2004

Bill Gates soll gehen

Pressemitteilung:

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Schulung in Open Office für Mitarbeiterinnen der Landeskirche: Gisela Grabienski, Ute Lanta, Susanne Götz, Dr. Ricarda Dill, Friedrich Rhiemeier, Ulrike Kirchner, Heidrun Kernchen, Uwe Krumsiek, Marion Büttemeyer, Gisa Wintzer, Beate Bornemann (von links).

Dies betrifft sowohl die sogenannte Office-Software („Word“ und „Excel“) als auch das Computer-Betriebssystem („Windows“). Für beides gibt es nämlich Alternativen, die keinerlei Lizenzgebüren kosten, also für jedermann frei und unbegrenzt verfügbar sind: Word und Excel können durch das Paket OpenOffice, das Windows-Betriebssystem kann durch das ebenfalls kostenlos Betriebssystem Linux ersetzt werden. Durch diesen Umstieg lassen sich beträchtliche Kosten sparen: Pro Rechner je nach Stand bei der Erstausrüstung zwischen 200 und 500 Euro, Updatekosten für neue Versionen gibt es ebenfalls nicht.
Gerade die neue Update-Politik des marktbeherrschenden Microsoft-Konzerns für gewerbliche Kunden mit einer Art „Wartungsvertrag“ inklusive entsprechender wiederkehrender Entgelte hat viele Unternehmen und Kommunen aufgeschreckt und zum Umstieg veranlasst. „Es gibt inzwischen Berechnungen, wonach sich der Umstieg auf OpenOffice und Linux in Betrieben mit mehr als 100 PC-Arbeitsplätzen schon innerhalb nur eines Jahres rechnet – inklusive der Migrationsarbeiten und Schulungen!“, weiß Dr. Ricarda Dill, Leiterin der EDV-Abteilung im Landeskirchenamt (Migration = Anpassung von Vorlagen, Formularen und Arbeitsumgebungen des bisherigen auf das neue System).
Während der Schritt von Windows auf Linux ein deutlich spürbarer Schritt für den Anwender ist (Windows-Programme laufen nicht unter Linux, siehe unten), ist der Schritt zu OpenOffice einfacher: Dieses Paket gibt es sowohl für Windows als auch unter Linux, und die produzierten Dateien sind jeweils unter beiden Systemen kompatibel – ein unter OpenOffice für Windows geschriebener Brief ist also unter OpenOffice/Linux ohne Einschränkungen bearbeitbar und umgekehrt. Außerdem können Microsoft-Office und OpenOffice auf Windowsrechnern parallel betrieben werden.
Sinn macht diese Umstellung freilich nur, wenn sie konsequent betrieben wird – wenn also das neue OpenOffice möglichst bald auf allen landeskirchlichen und gemeindlichen Rechnern verwendet wird. Um da zu erreichen, wirbt die EDV-Abteilung derzeit eifrig für den Umstieg, bietet CDs zum Ausprobieren und auch Schulungen an. Mit der im Landeskrichenamt erhältlichen Probier-CD beispielsweise kann ein Rechner über die CD mit Linux gestartet werden, ohne dass an der Windows-Installation etwas geändert wird: Die Linux-Oberfläche und OpenOffice können in vollem Funktionsumfang getestet werden, nach dem Neustart ohne CD arbeitet der Rechner wieder wie gewohnt – eine Erfahrung der besonderen Art. Kommuniziert werden soll innerhalb der Landeskirche künftig über das PDF-Format. Dies ist ein systemunanhängiges Format, in das Briefe, Tabellen oder andere Dateien konvertiert werden können. PDF-Dateien können mit dem kostenlosen Programm Acrobat-Reader angeschaut und ausgedruckt werden – und zwar auf jedem Rechner unter jedem Betriebssystem. In OpenOffice genügt der Klick auf einen Button, um aus einem Brief eine PDF-Datei zu erzeugen. Im Bereich der Druckindustrie und im Internet ist das PDF-Format bereits weit verbreitet.
Mittelfristig gehen die Pläne der EDV-Abteilung noch weiter: Zusätzlich ist die Einführung des – natürlich wiederum kostenlosen – E-Mail-, Kalender- und Adress-Systems „Open-Groupware“ vorgesehen, das sowohl unter Windows als auch unter Linux arbeitet. Es ist quasi ein Ersatz für das entsprechende Microsoft-Programm „Outlook“: Über das Open-Groupware-System können dann einheitlich E-Mails verschickt sowie Adressen, Terminkalender, Belegungs- und Arbeitszeit- und Urlaubspläne gepflegt werden. Im Zusammenspiel mit dem Mail- und Groupware-System auf dem Server des Landeskirchenamts sollen dann diese und andere Funktionen über eine einfache, vereinheitlichte Internet-Browseroberfläche bedient werden können.
Zuviel Zukunftsmusik? Dr. Ricarda Dill ist sich darüber im Klaren, dass vieles zurzeit noch visionär klingt. Die Umsetzung könnte aber schnell gelingen: „Wir sind diesem Ziel schon sehr nahe.“ Voraussetzung sei, dass die Visionen nicht auf vorschnelle Ablehnung stoßen, sondern dass sich die jeweiligen EDV-Verantwortlichen unvoreingenommen über die Vorzüge und Möglichkeiten informieren und überzeugen lassen.
Uwe Rottkamp
Aus: UNSERE KIRCHE - Lippe evangelisch Nr. 5/25. Januar 2004

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