Bericht vor der Synode: Landessuperintendent Dietmar Arends.

Kirche unterwegs

Bericht des Landeskirchenrats: pandemiebedingte Veränderungen in der kirchlichen Arbeit stehen im Mittelpunkt

Kreis Lippe/Lemgo. Als „himmelschreiendes Unrecht“ hat Landessuperintendent Dietmar Arends im Bericht des Landeskirchenrats vor der Lippischen Landessynode (Montag, 15. November) die aktuelle Situation der Flüchtlinge im Grenzgebiet zwischen Belarus und Polen bezeichnet. Es sei ein bleibender Skandal, wie Europa immer weiter und immer mehr die Türen gegenüber Menschen verschließe, die auf dem Heimatkontinent der Genfer Flüchtlingskonvention, die in diesem Jahr 70 Jahre alt wurde, Zuflucht suchen. „Illegale sogenannte Pushbacks sind an den verschiedenen Außengrenzen der EU, im zentra¬len Mittelmeer, in der Ägäis, in Kroatien und an den Grenzen zu Belarus vielfach dokumentiert, die zivile Seenotrettung, die auch die Lippische Landeskirche im Bünd¬nis United4Rescue unterstützt, wird aktiv behindert.“ Der Tod von Menschen werde billigend in Kauf genommen: „Dazu dürfen wir nicht schweigen.“

Ein weiteres Schlaglicht wirft der Bericht, der überschrieben ist „‘Die Liebe Christi bewegt...‘ - Kirche unterwegs“ auf den Klimawandel und dabei insbesondere das Thema Klimagerechtigkeit: „Es bleibt eine traurige Erkenntnis, dass diejenigen, die am wenigsten zum Klima­wandel beigetragen haben, am stärksten von seinen Folgen betroffen sind.“ Kirche könne sich nur ökumenisch verstehen, sonst würde ihr Wesentliches fehlen, so Arends weiter: „Denn Gottes Schöpfungs- und Versöhnungshandeln hat diese Welt im Blick und nicht nur Einzelne in ihr. Ökumenisch heißt wörtlich ja nichts anderes als den ganzen Erd­kreis, die ganze bewohnte Erde betreffend.“ Den Klimawandel und seine Folgen könnten wir nur in der Perspektive der weltweiten Klimagerechtigkeit betrachten. „Es trifft sich gut, dass die 63. Aktion „Brot für die Welt“, deren bundesweite Eröffnung erstmals seit 1976 wieder in der Lippischen Landeskirche stattfindet, genau dies zum Thema macht.“ Die Eröffnung steht unter dem Motto „Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft“. Ein besonderer Dank gelte dem Landestheater Detmold, „bei dem wir nicht nur am Samstagabend der Eröffnung (27.11) zu Gast sein werden, sondern das diesen Abend mit seinem Jungen Theater auch inhaltlich gestalten wird.“ Am Sonntag, dem 1. Advent, findet der Eröffnungsgottesdienst in der gerade renovierten Christuskirche in Detmold statt. Der Gottesdienst wird im Ersten Fernsehprogramm übertragen.


Veränderungen in der kirchlichen Arbeit

Im Mittelpunkt des Berichts stehen nachhaltige Veränderungen, die die Pandemie für die kirchliche Arbeit mit sich gebracht hat: „Manche Dinge, die in der Pandemie nicht möglich waren, sind zurückgekommen, an­dere nicht. Manches Neue, das in der Pandemie auf den Weg gebracht wurde, ist geblieben. Anderes ist schon wieder gegangen.“ Theologisch gehöre es zum Wesen von Kirche dazu, dass sie auf dem Weg sei und dass sie sich dabei stetig verändere. „Kirche ist, solange das Reich Gottes nicht an­bricht, immer noch nicht am Ziel, immer noch unterwegs.“ Die Pandemie habe sich als Motor von Veränderungen entpuppt: „Veränderungen, die auch ohne die Pandemie nötig gewesen wären, waren plötzlich viel schneller umzusetzen, am auffälligsten im Bereich des Digitalen.“  

So wird beispielsweise das Evangelische Beratungszentrum auch weiterhin als Ergänzung zur persönlichen Beratung die in der Pandemie eingeführte Videoberatung anbieten, das Bildungsreferat wird die Verknüpfung von analogen und digitalen Lerninhalten ebenso weiter nutzen wie das Schulreferat. Einig sind sich aber alle, die für den Bericht des Landeskirchenrats Erfahrungsberichte aus ihren Arbeitsfeldern beigesteuert haben, dass auf die persönliche Begegnung, das Miteinander, ganzheitliches Verstehen oder auch direktes Unterrichtsgeschehen nicht verzichtet werden kann. Dietmar Arends: „Die Kirche ist digitaler geworden und die Kirche ist vielfältiger geworden. Das gilt viel­fach sowohl für die gemeindliche Arbeit als auch für landeskirchliche Arbeitsfelder.“ Eine gewisse Euphorie im Blick auf die Digitalisierung von Kirche während des ersten sogenannten Lockdowns in der Zeit der Pandemie sei dabei einer größeren Nüchtern­heit gewichen: „Die Sehnsucht nach präsentischen Formaten war vielerorts groß. Mit der Rückkehr von analogen Möglichkeiten wurden viele digitale Angebote eingestellt. Andere sind geblieben und sollen auf Dauer bleiben. Viele sprechen von einer hybriden Kirche, in der eben beides seinen Platz haben soll – digitale und analoge Angebote gleichermaßen.“

 

Weitere Infos zur Lippischen Landeskirche:

Rund 145.000 Gemeindeglieder
65 reformierte und lutherische Gemeinden (54 ref., 10 luth., 1 ev.*)
4 reformierte und 1 lutherische Klasse
57 Synodale
Weitere Infos u.a. zu Struktur und Finanzen:

www.lippische-landeskirche.de/transparenz
 

*  Lockhausen-Ahmsen ist eine evangelische Kirchengemeinde mit Mitgliedschaft in der reformierten Klasse West und in der Lutherischen Klasse.

Die Verhandlungen der Lippischen Landessynode können über www.lippische-landeskirche.de  mitverfolgt werden.

15.11.2021